Ausbildungsvergütung für Physiotherapeuten läuft an
Lange wurde sie gefordert, die Ausbildungsvergütung für angehende Physiotherapeuten. Fachkräfte im Bereich Physiotherapie sind Mangelware. Gleichzeitig steigt der Bedarf in der physiotherapeutischen Versorgung. Diesem Negativtrend müssen laut Experten höhere Zahlen an Auszubildenden entgegengesetzt werden. Ein erster Teilerfolg konnte nun mit der kommenden Ausbildungsvergütung erzielt werden, denn dadurch könnte auch die Attraktivität für den Beruf steigen.
Weniger Auszubildende - woran liegt´s?
Physiotherapeuten werden dringend gebraucht. Trotzdem sinkt die Zahl an Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden. Laut dem Deutschen Verband für Physiotherapie liegt das auch an der fehlenden Ausbildungsvergütung. Häufig müssen Auszubildende sogar draufzahlen, um ihren Abschluss in den Händen zu halten. Auch nach der Ausbildung ist eine angemessene Existenzsicherung laut Experten nicht gewährleistet. Durchschnittlich 2.070 Euro erhalten angestellte Physiotherapeuten im ambulanten Bereich und das bei einer immer höher werdenden Arbeitsbelastung. Auch in Sachen Ausstattung wird gespart, nur die wenigsten Arbeitgeber investieren zum Beispiel in vernünftige Therapieliegen oder Therapiegeräte die Ihre Mitarbeiter entlasten würden. Das führt auch dazu, dass ausgebildete Fachkräfte später wieder aus dem Beruf aussteigen.
Ausbildungsvergütung - ein Schritt in die richtige Richtung
Fachleute betonen seit Jahren, dass eine kostenfreie Ausbildung und eine angemessene Ausbildungsvergütung in der Lage sind, die Attraktivität des Berufes zu steigern. Das ist dringend notwendig, um Menschen mit einem therapeutischen Bedarf ohne lange Wartezeiten behandeln zu können. Nun wurde erstmals eine Ausbildungsvergütung durchgesetzt.
Ab dem 1. Januar 2019 erhalten auszubildende Physiotherapeuten an kommunalen Krankenhäusern und Unikliniken eine Vergütung.
Lange Verhandlungen waren nötig, um die Forderung der Gewerkschaft ver.di gegenüber dem Arbeitgeberverband VKA und dem Bund erfüllen zu können. Die Ausbildungsvergütung soll sich dabei stark an den Ausbildungsvertrag für Pflegekräfte orientieren.
Ausbildungsvergütung
Die monatliche Vergütung für Azubis in Ost und West:
Im ersten Ausbildungsjahr: 965,24 Euro
Im zweiten Ausbildungsjahr: 1.025,30 Euro
Im dritten Ausbildungsjahr: 1.122,03 Euro
Zusatzleistungen
- Anspruch auf 30 Urlaubstage im Jahr in kommunalen Krankenhäusern, an Unikliniken 29 Urlaubstage im Bereich der Länder
- 38,5 Stunden wöchentliche Ausbildungszeit (West), in Baden-Württemberg 39 Stunden, 40 Stunden (Ost) im Bereich der kommunalen Krankenhäuser und 38,5 Stunden bzw. 40 Stunden (Ost) in Unikliniken im Bereich der Länder,
- eine Jahressonderzahlung in Höhe von 90 Prozent der Ausbildungsvergütung (West), 82 Prozent (Ost) in kommunalen Krankenhäusern und 95 Prozent an Unikliniken im Bereich der Länder,
- bis zu fünf Tage Freistellung für Prüfungsvorbereitungen,
- eine Prämie von 400 Euro bei erfolgreich abgeschlossener Ausbildung,
- bei bedarfsgerechter Ausbildung einen Anspruch auf Übernahme für mindestens zwölf Monate u.a.m.
Physiotherapie ist ein fester Bestandteil der Abrechnung
Aus dem Abrechnungsgeschehen der gesetzlichen Krankenversicherungen ist die Physiotherapie nicht mehr wegzudenken. Sie verfügt über einen Umsatzanteil von mehr als 70 % unter den Heilmitteln, was ungefähren Ausgaben von 4,4 Milliarden Euro im Jahr entspricht. Das macht das Robert-Koch-Institut im Journal of Health Monitoring deutlich. Mit steigendem Lebensalter nehmen Menschen physiotherapeutische Versorgungsleistungen verstärkt in Anspruch. Der größte Anteil ist unter den 50- bis 59-Jährigen zu verzeichnen. 30,7 Prozent der Frauen und 20,1 Prozent der Männer wenden sich dann an einen Physiotherapeuten. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung der Physiotherapie für das Gesundheitssystem.